Bergen 02. - 06. Juli 2012

 

 

Diesen Sommer hielt sich die Reiseplanung ja etwas in Grenzen (der Kontostand war irgendwie anderer Meinung als wir...) und auch wenn viele Ziele wie Nordnorwegen oder weitere schöne Länder sehr verlockend sind, so versuchten wir unsere Reiselust also im Rahmen zu halten.

 

Doch wenigstens eine kleine Städtetour wollten wir ins Auge fassen und nach einigem Überlegen entschieden wir uns für die Stadt Bergen. Soll ja angeblich sehr schön sein dort......wenn man mal davon absieht, daß es die regenreichste Stadt Nordeuropas sein muß.

 

Und auch wenn sich die Fahrerei dorthin etwas in die Länge zieht – es sind zwar eigentlich nur 460 km aber auf den norwegischen „Highways“ können diese lang werden – und die Jungs das lange Fahren nicht sooo gerne mögen, trotzdem packten wir unsere Siebensachen und starteten voller Zuversicht.

 

Noch kurz überlegt wie wir es mit der Unterkunft anstellen, ob Ferienhütte oder Hotel – doch mein Wunsch nach Luxus hat gesiegt und es wurde ein Hotel mitten im Zentrum. Wenn ich schon nur wenige Tage verreisen kann, dann möchte ich mir wenigstens keine Gedanken um Bettwäsche und Endreinigung machen, sondern mich morgens schon an ein reichhaltiges Frühstücksbuffet setzen dürfen.

 

Doch nun zu Bergen – soll ich Euch erstmal bißchen mit der Geschichte der Stadt langweilen ??? Keine Panik, ich mach es ganz kurz, möchte nur erwähnen, daß Bergen im Jahre 1070 gegründet wurde und im 13. Jhdt. Norwegens erste Hauptstadt war. Zu Zeiten des Mittelalters muß es sogar mal eine Weile die grösste Stadt im Norden gewesen sein und gehörte dann zu den wichtigsten ausländischen Handelsstationen der hanseatischen Kaufleute. Und am Anblick des alten Hanseviertels „Bryggen“ kann man sich heute noch erfreuen und sollte unbedingt bei einer Stadtbesichtigung miteingeplant werden.

 

 

Nun aber zu unserer Tour....

 

Montag, den 02. Juli, fuhren wir schon früh los und mit nur einem kurzen Stopp in Haukelisæter (am Rande der Hardangervidda) um die Kaffeegelüste zu stillen und natürlich einen kleinen Imbiss einzunehmen, der Fährüberfahrt die uns leider etwas Zeit gekostet hatte, da wir 45 min. auf das nächste Schiff warten mussten, waren wir dann gegen 16.30 h in Bergen. Und dort schien sogar die Sonne – wenn das kein gutes Zeichen war !

 

Sogleich im Hotel eingecheckt, nur das Nötigste ausgepackt, und schon ging's auf Erkundungstour.

Das Hotel liegt praktischerweise direkt neben dem Hanseviertel Bryggen und daher nahmen wir dies gleich mal in Augenschein. Und das erste was uns auffiel, die meisten dieser alten Holzhäuser sind windschief ! Da ist fast nichts gerade, keine Tür, kein Fenster und als wir in ein Geschäft rein sind durften wir feststellen, daß sogar die Treppen schief sind. Also man immer Schlagseite hat, wenn man rauf- oder runtergeht. Dieser „windschiefe Baustil“ lässt stark vermuten, daß sich die damaligen hanseatischen Architekten wohl mehr um die Befüllung der Rum- und Weingläser (oder sollte man vielleicht sagen, um das "Leeren" der Gläser ?) kümmerten, als um ihre Baupläne.

 

Aber – das ganze Viertel hat seinen Charme !

Die engen düsteren Gässchen, die vielen kleinen Geschäfte und Cafe`s verleiten auf alle Fälle sich dort eine Weile aufzuhalten. Und wenn man in so einer dunklen Gasse auch noch einen Angelladen findet......ist die Welt für meine Männer so gut wie perfekt !

 

Wir sind dann noch etwas rund um das Hafenbecken spaziert, haben kurz einen Blick auf den Fischmarkt geworfen, wobei man hier leider schon am abräumen war, haben noch kurz was für's Abendessen besorgt und sind dann bald zurück ins Hotel. Auch wenn man eigentlich den ganzen Tag nur im Auto saß, müde waren wir trotzdem alle und haben es für diesen Tag gut sein lassen....

 

 

03. Juli

 

Der Blick aus dem Fenster zeigte uns typisch Bergenser Wetter – Regen ! Jedoch handelte es sich nur um feinen Regen, ähnlich Nieselregen, der den ganzen Tag anhalten sollte.

 

Was uns aber nicht groß bekümmerte, erstmal waren wichtigere Dinge an der Reihe – wie z.B. das Frühstücksbuffet. Und während wir dies genossen, überlegten wir was wir denn anschl. in Angriff nehmen könnten und da Felix und Florian natürlich nur an einem interessiert waren – am Aquarium – und das Wetter ja auch entsprechend war, war die Wahl schnell getroffen. Wir wanderten also gemütlich durch's Zentrum, suchten unterwegs noch ein Geschäft um für Florian einen Gürtel zu kaufen (da Muttern diesen zu Hause hatte liegen lassen und ständig die Hose rutschte) und standen dann pünktlich zur Öffnung um 10 h am Eingang. Dies war auch gut so, denn bis Mittag war die Bude bereits voll mit Touristen.

 

Gleich im Eingangsbereich des Aquariums war ein „Streichel-Becken“ angelegt und somit konnten wir Felix und Florian getrost den Seesternen, Seeigeln, Krabben und Fischleins überlassen. Hier waren sie gut beschäftigt. Michi und ich unternahmen derweil Erkundungstouren in den anderen Räumlichkeiten.

 

Nur eines hatten wir nicht bedacht – nämlich – wenn Flori mal mit Wasser in Berührung kommt, bleiben die Klamotten selten trocken. Und so auch hier, als er eine Weile später wieder bei uns auftauchte, fing sein T-Shirt bereits an zu Tropfen......und auch das Unterhemd war schon etwas in Mitleidenschaft gezogen. Mama hatte natürlich kein Reserve-T-Shirt im Rucksack. Also kam uns die Idee, es doch mal im Souvenirladen des Aquariums zu versuchen, dort würde man doch bestimmt auch T-Shirts verkaufen.

Florian wollte dann unbedingt mit Papa hin und ich versuchte noch zu erklären, daß er beim Kauf auch auf die Grösse achten sollte......zurück kamen die Beiden mit einem T-Shirt welches Florian bis fast zu den Knien ging. Aber ein sehr schönes, das muß ich meinen Männern zugestehen !

Micha meinte nur, es wären nur die Grössen S, M, L vorhanden. Später dann, kurz vor Verlassen des Aquariums als wir nochmals durch diesen Shop sind, fielen mir allerdings sogleich T-Shirts in wohlbekannten Kindergrössen auf ! Diese hätten eigentlich direkt neben den großen T-Shirts gelegen....

Tja, so endet es also, wenn man Männer einkaufen schickt !

 

Am frühen Nachmittag schlenderten wir dann noch weiter durch die Stadt, entdeckten immer wieder schöne Ecken und schließlich endeten wir wieder im Hotel, wo sich die Jungs vor dem Fernseher vergnügten, während Michi ein Nickerchen machte und ich meine Nase wieder in die Stadtbroschüre steckte, in der Hoffnung noch viele interessante Hinweise zu finden.

 

Gegen Abend dann erneuter Aufbruch, erst durch einen Park, dann mal um Rosenkranzturm und Håkonshalle geschlichen (eine Besichtung von aussen reicht doch auch, oder ?), wieder durch's alte Hanseviertel und kehrten schließlich in Peppes Pizzeria ein. Nach so viel Rumschlendern in der Stadt waren wir uns alle einig, daß wir uns eine Pizza verdient hatten.

 

 

 

04. Juli

 

Der Morgen begann diesmal mit einem Sonne-Wolken-Mix und erst gegen Abend kam wieder dieser Nieselregen auf.

Diesmal beschlossen wir ein paar Besichtigungen ausserhalb des Zentrums in Angriff zu nehmen. Daher ging es direkt nach dem Frühstück los in südliche Richtung, auf der Suche nach der Fantoft-Stabkirche. Leider war die Ausschilderung ziemlich schlecht (bin der Meinung, daß auf solche Sehenswürdigkeiten viel besser hingewiesen werden sollte) und so kamen wir in den Genuß einer kleinen extra Runde in den Bergenser Vororten. Doch schließlich und endlich fanden wir unser Ziel und hatten sogar das Glück, daß die Stabkirche geöffnet war und ich somit endlich mal eine von innen bewundern konnte. Selbstverständlich wurde auch gleich Eintritt kassiert.

 

Kurze Info zu dieser Kirche: sie wurde im Jahre 1150 am Sognefjord errichtet – sollte 1879 zugunsten eines Neubaus abgerissen und zu Brennholz verarbeitet werden – ein Bergenser Konsul kaufte daraufhin das Gebäude (weiß nicht ob er vielleicht Mitleid mit dem Kirchlein hatte) - ließ es zerlegen und auf seinem Grundstück im Bergenser Stadtteil Fantoft wiederaufbauen.

Im Jahre 1992 fiel sie leider einem Brandanschlag zum Opfer. Mit Hilfe von alten Zeichnungen und Bauplänen versuchte man aber die Kirche wieder aufzubauen und nun ist sie seit 1997 wieder für alle zugänglich.

 

Anschl. ging es dann weiter – aber nur ein kurzes Stück – denn quasi fast gegenüber liegt ein kleines schlossähnliches Gebäude, welches sich „Gamlehaugen“ nennt und den königlichen Wohnsitz in Bergen darstellt (sofern unsere Adelshäupter mal in der Gegend verweilen).

Gebaut wurde dieses im Jahre 1900 und ist seit dem Tod des Erbauers Staatseigentum. Umgeben ist das „Schloss“ von herrlichen Parkanlagen, welche gerne zu Spaziergängen und Picknicks verleiten.

An einer Führung haben wir aber nicht teilgenommen.

 

Am frühen Nachmittag waren wir wieder zurück im Zentrum und weil das Wetter so schön war und Flori einen großen Wunsch hatte – nämlich mal mit der kleinen Sightseeing-Bimmelbahn zu fahren – nahmen wir dies als nächstes in Angriff. Da allerdings noch etwas Wartezeit bis zur nächsten Abfahrt überbrückt werden musste, landeten wir bei Kuchen und Eis in einem Café.

 

Die kleine Bimmelbahn kutschierte uns dann also quer durch die Stadtmitte und schließlich auch die steilen Strassen hinauf in die höheren Stadtviertel. Dort stehen herrliche alte Villen – sicherlich nicht gerade billig dort zu wohnen – aber die Leute müssen einen gigantischen Blick über Bergen haben. An einer kleinen Haltestelle, die genau über den Schienen der Fløy-Bahn (hierzu später noch mehr) lag und auch etwas Aussicht bot, hielten wir und welch ein Glück, dort war ein Kiosk. Florian konnte sein Glück gar nicht fassen, hatte er doch schon wieder eine Gelegenheit ein Würstchen zu essen ! Bei ihm muß es (am besten im Stundentakt) regelmässig Würstl zu essen geben....

 

Und da wir ja an diesem Tage bisher entweder nur im Auto saßen oder eben in diesem kleinen Zug, somit also wenig Bewegung hatten, überredete ich unsere Jungs, doch wieder durch's Zentrum zu schlendern um noch die ein oder andere Kirche zu besichtigen. Da kam Freude auf......aber sie gingen brav mit.

 

Nach der ersten Kirche bereits fingen die Beiden jedoch an zu jammern.....wie weit müssen wir noch gehen.....wann gibt’s wieder was zu essen.....können wir uns nicht vor den Fernseher setzen.....usw.

Also doch zurück ins Hotel um ihnen erstmal eine Verschnaufspause zu gönnen.

Doch Muttern hatte dafür noch eine andere Idee......am Abend schlug ich vor mit der Fløybahn auf den Fløyen zu fahren.

 

Der Fløyen ist der beliebteste Hausberg Bergens und 399m hoch und bietet einen schönen Blick übers Zentrum. Man kann auch gemütlich hochwandern – was meine Männer natürlich strikt ablehnten – und so fuhren wir mit der Bahn hoch. Es handelt sich hierbei um eine 850 m lange elektrische Standseilbahn die 1918 eröffnet wurde.

Die Aussicht auf Bergen war auch wirklich schön, nur daß sich das Wetter mittlerweile in den verschiedensten Grauschattierungen zeigte und es auch bald wieder zu Nieseln begann. Trotzdem wanderten wir bißchen durch's Gelände, Flori und Felix verfolgten ein paar Eichhörnchen und so hatten wir noch einen abwechslungsreichen Abschluss des Tages.

 

 

05. Juli

 

Purer Sonnenschein !! Und die Aussicht auf gigantisches Ausflugswetter verleitete uns zu einem Ausflug auf den höchsten der 7 Hausberge Bergens – dem Ulriken (immerhin 643 Meter über dem Fischmarkt ).

 

Und wieder entsprach die Ausschilderung solch eines Touristenzieles nicht meinen Vorstellungen und so landeten wir direkt vor dem Krankenhaus (die Gondelbahn lag genau dahinter – man musste erst nur rausfinden wie man das Krankenhaus zu umfahren hatte). Vielleicht liegt es aber auch einfach nur daran, daß meine Landkarten-Lesefähigkeiten sich aus Altersgründen verschlechtern, doch einen Navi wollen wir uns deswegen trotzdem nicht zulegen, vorerst....).

 

Die Fahrt mit der Gondel dauert 6 Minuten und ist man mal oben, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Fantastische Aussicht ! Sowohl über Bergen, als auch über die Schärenlandschaft davor und auf der anderen Seite die Berge im Landesinneren.

Florian, unser kleiner Klettermaxe, lief sogleich los und nahm den nächsten Gipfel in Angriff. Leider kann er nicht immer warten bis sich alle seinen Ideen anschließen und so blieb Michael und Felix nur eines – schnellstens hinterher. Bis ich bemerkt hatte, wo meine Männer überhaupt hinwollen, waren sie schon so weit, daß ich keine Lust mehr hatte hinterherzulaufen. Dies war aber nur halb so schlimm, hab ja immer meine Kamera mit und bin daher gut anderweitig beschäftigt.

 

 

Als alle Drei schließlich irgendwann wieder von ihrer Tour zurückkamen gönnten wir uns noch ein Eis und Kaffe auf der Aussichtsterasse des Restaurants und ließen uns dabei die Sonne auf den Rücken scheinen, während wir den Blick genossen.

Also diesen Ausflug kann ich allen Bergen-Besuchern wirklich nur empfehlen – bei schönem Wetter versteht sich.

 

Zurück in der Stadt – das Wetter war immer noch so schön – kam kurzentschlossen die Idee einer Hafenrundfahrt auf. Kurz in der Touristeninfo nachgefragt und es hieß, es würde gleich, in ca. 10 Min., ein Schiff zu einer 2-stündigen Fahrt ablegen. Gesagt, getan – schnell die Tickets besorgt, den Kutter gesucht und gefunden und los gings.

Auch dies war ein sehr schönes Erlebnis, das Schiff fuhr immer die Küste entlang, so daß man die Vororte und Inseln bestaunen konnte und zwischendurch hatte man Zeit und Gelegenheit den alten Dampfer zu erforschen oder einfach nur die Seele baumeln zu lassen.....

Somit war auch dieser Nachmittag ein voller Erfolg !

 

Anschl. brauchten wir alle ein kleine Pause und erholten uns vorm Fernseher, bevor es dann am Abend noch zu einem letzten Spaziergang durch's Hanseviertel ging.

 

 

06. Juli

 

Abreisetag. Und wir sind wieder früh ( 8.00 h) los, denn schließlich wussten wir bereits, daß sich die Strecke nach Eydehavn doch etwas in die Länge ziehen kann.

 

Da jedoch wieder so herrliches Wetter herrschte, entschlossen wir uns spontan einen kleinen Abstecher zu machen. Und zwar liegt auf der Strecke der Folgefonna-Gletscher (der drittgrösste Gletscher Norwegens) und da ich schlaues Wesen ja im Voraus schon recherchiert hatte wusste ich, daß es an einer Stelle möglich ist, mit dem Auto bis hoch zu einer Sommerski-Station zu fahren. Der Gedanke mal auf einen Gletscher zu stehen reizte nämlich sehr.

 

So haben wir den kleinen Umweg in Kauf genommen und sind die kurvige, meines Erachtens viel zu enge Strasse (die mich den ein oder anderen Nerv gekostet hat – für mein hohes Alter ist so viel Action nicht mehr gut) dort hoch gefahren. Aber was soll ich sagen – es hat sich gelohnt !

Auf der einen Seite konnte man weit ins Land auf die Berge sehen und auf der anderen Seite stand man vor einem riesigen Schneehang, wo jede Menge Skifahrer und Snowboarder auf der Piste zu Gange waren und es ist schon ein tolles Gefühl, mitten im Juli im Schnee zu stehen.

Es war zwar an dieser Stelle nun nicht so viel Schnee wie man es sich vielleicht auf einem Gletscher vorstellt, aber würde man die geführten Gletschertouren mitmachen, würde man auch mit Sicherheit ein richtiges Gletscherfeeling bekommen, denn die führen dann ja weiter rein ins Gelände.

Wir fanden es auf alle Fälle sehr schön dort oben und Felix und Florian waren wieder in ihrem Element, spielten mit Steinen und Wasser und hätten sich vermutlich stundenlang aufhalten können.

 

Da wir aber doch noch eine lange Fahrt vor uns hatten, begnügten wir uns mit einer Stunde Vergnügen und traten dann die weitere Rückfahrt an. Punkt 20 Uhr fuhren wir zu Hause vor.

 

 

  

Fazit: Bergen ist wirklich eine bezaubernde Stadt, die alten Häuser und engen Gassen verleihen Charme, wer kulturell interessiert ist, findet auch genügend Mussen, Galerien und Kirchen. Selbst den Kindern hat es sehr gut gefallen, auch wenn sie das ein oder andere Mal über das viele „Rumlaufen“ gejammert haben. Also – Bergen ist eine Reise wert !

 

 

 

 

 

 

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